Stralsunder Unternehmerin plant mit der Natur – Synke Ahlmeyer leitet seit 17 Jahren die
UmweltPlan GmbH

Synke Ahlmeyer hat in ihrem Büro einen schönen Blick auf das imposante Bahnhofsgebäude der Stadt Stralsund. Viel Zeit zum Hinausschauen und Träumen hat sie nicht. Ihr Berufsalltag unterscheidet sich nicht von dem vieler anderer Firmenchefs. Zehn- bis zwölf Stunden sind eher die Regel. „Ich liebe meinen Beruf und schaue nicht auf die Uhr“, meint die geschäftsführende Gesellschafterin der UmweltPlan GmbH Stralsund. Die 53-Jährige mit dem blonden Kurzhaarschnitt hat hohe Ansprüche an sich und ihre Mitarbeiter. Im Haus heißt es, sie könne besonders gut Menschen begeistern und motivieren. Wichtige Voraussetzungen, um neue kluge Köpfe und Projekte für UmweltPlan zu gewinnen.

„Wir haben uns 1995 als mitarbeitergeführtes Planungsunternehmen gegründet, das bei allen Bauvorhaben notwendige Umweltaspekte berücksichtigt und um nachhaltige Lösungen ringt.
Zudem haben wir uns eine eigene, ganz moderne Firmenphilosophie erarbeitet.“ Dazu gehört es, dass die aktuell elf Gesellschafter zugleich ausschließlich Mitarbeiter der Firma sind und gemeinschaftlich die unternehmerische Ausrichtung bestimmen. Alle rund 60 Mitarbeiter werden zudem in viele Entscheidungen mit einbezogen.

Von Anfang an wurde Wert auf hohe fachliche Kompetenz der Mitarbeiter, auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexible Arbeitszeitmodelle und auf das Mentoren-Prinzip gelegt.
Junge Akademiker werden von erfahrenen Kollegen beim Start in den Beruf begleitet. Eingeführt wurden über die Jahre auch eine Betriebsrente, der Erfolgs-Bonus am Jahresende sowie ein zusätzlicher Urlaubstag zum Geburtstag.

Die UmweltPlan GmbH ist Kommunen, Behörden und Privatunternehmen in 26 Jahren ein verlässlicher Partner bei der umweltgerechten Umsetzung ihrer Bauprojekte geworden. „Wir liefern fachübergreifend das Knowhow für die Planung, Genehmigung und Durchführung von Bauvorhaben“, erklärt Synke Ahlmeyer.

Die Projekte reichen von der Planung der Ortsumgehung Bergen, der Renaturierung von Flüssen und Boddengewässern bis hin zur Erstellung von Schallgutachten, von Klimaschutzkonzepten für Städte bis zu Biotopverbundkonzepten und der Erarbeitung eines Trinkwasserversorgungskonzeptes für das Land Mecklenburg-Vorpommern.

Das Unternehmen beschäftigt an den Standorten Stralsund, Greifswald und Rostock hochqualifizierte Umweltspezialisten, darunter Hydrogeologen, Biologen, Wasserbauingenieure, Landschaftsarchitekten und Informatiker.

Die studierte Geografin Ahlmeyer, die das Unternehmen als Berufseinsteigerin mitgegründet hat, erinnert sich gern an einen der ersten Aufträge: die Renaturierung des Richtenberger Sees. Eine ökologische Ausgleichsmaßnahme für Umweltschäden durch den Bau der Bundesautobahn A 20. Das Gewässer, im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, war 1936 trockengelegt worden. Nun sollte der See auf 120 Hektar neu entstehen und vielen Entenarten und Gänsen einen neuen Lebensraum geben. „Beispielsweise musste die Frage geklärt werden, ob auf Dauer der Wasserkreislauf funktioniert, genügend Wasser zufließt“, erzählt Synke Ahlmeyer. Unzählige Recherchen und Berechnungen waren vonnöten, bis alles passte. Heute ist der Richtenberger See ein Naturidyll für die Vögel und erfreut mit Rad- und Wanderwegen zugleich Einheimische und Urlauber.

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die gesamte Planungstätigkeit durch technische Neuerungen rasant verändert. Berechnungen und Zeichnungen gehen schneller „von der Hand“. Interessenskonflikte bei Bauprojekten sind aber unverändert vielschichtig. Europäisches Baurecht und Klimaschutz erfordern umfangreiche Kenntnisse. „Unser Wissen und Können und die Fähigkeit,
Kompromisse und Lösungen zu finden, sind mehr denn je gefragt“, unterstreicht Synke Ahlmeyer. In der Natur und auf den Baustellen ist die Geschäftsführerin nicht mehr so häufig anzutreffen. „Das bedaure ich ein bisschen. Aber meine Aufgaben sind inzwischen andere.“ Sie setzt sich u.a. für neue duale Studienmöglichkeiten ein, um jungen Menschen, die sich für Naturwissenschaften interessieren, hier in der Region attraktive Berufschancen aufzuzeigen und zu eröffnen. „Leider ist die universitäre Ausbildung häufig wenig flexibel“, bedauert Synke Ahlmeyer. Durch gut betreute Praktika konnte sie jedoch einige Studierende für den Wasserbau und die Umweltplanung gewinnen.

Stolz erzählt sie dann von ihrer ersten Enkeltochter mit dem klangvollen Namen Linea. Dieser bedeutet botanisch Moosglöckchen. Es ist die Lieblingsblume des bedeutenden und weltweit bekannten Arztes und Botanikers Carl von Linné. „Vielleicht ein Wink des Schicksals und es gibt eine weitere Naturwissenschaftlerin in der Familie“, lächelt sie verschmitzt.

Anette Pröber und Wenke Büssow-Krämer (17.01.2022), UmweltPlan GmbH aus Stralsund: Mit Naturwissenschaft und Klimaschutz zum Erfolg, Ostseezeitung, https://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Stralsund/UmweltPlan-GmbH-Stralsund-Mit-Naturwissenschaft-und-Klimaschutz-zum-Erfolg